Mal was Neues ausprobieren…

Seit 1986, mit Beendigung meiner Ausbildung, bin ich als Schauspieler unterwegs. Und vom ersten Tag an war mir klar, dass ich die Freiheit des selbständigen Arbeitens einer Festanstellung an einem Theater immer vorziehen würde. Ich habe es keinen Tag bereut und bin dankbar für die außergewöhnlich vielfältigen Einblicke die ich links und rechts der klassischen Bühnenarbeit machen durfte und musste.

Seit einiger Zeit hat sich nun das Hessische Staatstheater Wiesbaden zu einem immer regelmäßigeren Arbeitsplatz für meine schauspielerischen Ambitionen entwickelt – immer frei, als Gast und immer sehr gerne. Nebenher liefen ja noch so viele andere Dinge. Dozenturen an einer Schauspielschule und an der Uni Mainz, meine Firma, meine eigenen Projekte, Dreharbeiten usw. War immer was los.

Bis Anfang 2020. Seitdem liegt die krisenerprobte Kulturbranche in Deutschland (und fast überall sonst auch) am Boden. Und diesmal nützen alle Anstrengungen und Erfahrungen nichts, diesmal kann sich der Künstler und die Künstlerin nicht wie gewohnt mit viel Einsatz, Kreativität und Energie an den eigenen Haaren aus dem Sumpf ziehen, wie er oder sie das seit Beginn der freien Tätigkeit gewohnt ist. Diesmal gibt es ein staatlich verordnetes Verbot zu arbeiten. Da hilft alles nix. (Dass dazu kommt, dass alle versprochenen staatlichen Hilfen für die Kreativbranche zumindest bis November des Jahres schlicht nicht funktioniert haben, sei nur der Vollständigkeit halber hier erwähnt. Es ist ein Thema für viele Akte und es ist ein Drama.)

In dieser Situation, im Sommer diesen Jahres fragte mich das Theater Wiesbaden, ob ich nicht fest ins Ensemble kommen möchte. Ausgerechnet jetzt. Ausgerechnet ich – der ich in meinem ganzen Berufsleben kein einziges Vorsprechen zur Erlangung eines Festengagements absolviert habe. Ich glaube ja eigentlich nicht an Schicksal, Fügung, Kismet oder wie immer man das nennen will, wenn „von irgendwo ein Lichtlein daher“ kommt. Aber man muss es mit seiner Ablehnung ja auch nicht übertreiben.

Ich habe gerne zugesagt. Und mich in Sicherheit gebracht – auch, ja. Aber ich freue mich in erster Linie auf diese neuen Erfahrungen, Einblicke und Herausforderungen, die jetzt auf mich warten. Ich freue mich auf regelmäßiges Arbeiten mit einem wirklich tollen Ensemble. Auf das dazu gehören. Bis Ende der Spielzeit 21/22 – dann sehen wir weiter.